Leben

„Als Maler gewann er starken Einfluß, weil seine durch die Matisse-Schule gegangene Kunst dem in Deutschland vernachlässigten Kolorismus eine Lehre wurde und weil er mit seltener Einsicht sein Kunsturteil ausgebildet hatte. Er gehörte zu den denkenden Künstlern, doch dachte er nicht begrifflich, sondern anschaulich mit den Sinnen. Was sein Beispiel und seine Worte eindrucksvoll machte, war seine schwer erworbene Fähigkeit, das Künstlerische auf Grundgesetzlichkeit zurückzuführen. Ohne ein Lehrertemperament zu sein, war alles, was er tat und sagte, lehrhaft. Selbst dann, wenn ihm ein Bild missglückte, war das Misslingen noch charaktervoll und lehrreich.

Er hatte in der Pfalz bei seinem Vater als Dekorationsmaler gelernt, war Stuck-Schüler in München gewesen und hatte das Entscheidende in Paris erfahren. … In Deutschland war er eine nicht alltägliche Erscheinung, weil er streng von der Form aus dachte und sich um In- halt, Weltanschauung und Gehalt nicht kümmerte; doch nahm er den Begriff Form weit und tief genug, um alles Leben einzuschließen. Seine Erscheinung hatte etwas Nachdrückliches durch die Intensität des Ausdrucks. Sein Kopf fiel in jeder Gesellschaft auf; ohne ihn zu kennen, ließ sich von Purrmann sagen: dieser Mann ist gar nicht imstande, anders als wesentlich zu denken. Niemand hatte so viel Glück beim Herumstöbern in Antiquitätenläden, immer wieder fand er dort das Seltene und Unerkannt-Wertvolle. Es versteht sich, dass dieses Glück Verdienst war. Wie wenig andere hatte er die ganze Kunstkultur der Zeit und Vorzeit in sich aufgenommen, er vermochte den Künstlern aller Zeiten in die Seele zu blicken.“

(Karl Scheffler, „Die fetten und die mageren Jahre“, Leipzig/München 1946, S. 213 f.)

Speyer | München | Berlin 1880-1905

1880

Hans Marsilius Purrmann wird am 10. April 1880 in Speyer, Kleine Greifengasse 14, als erster Sohn des Malermeisters Georg Heinrich Purrmann (1846-1900) und seiner Frau Elisabeth, geb. Schirmer (1848-1916), geboren. Er hat einen jüngeren Bruder, Heinrich Christian (1881-1943), verehelicht mit Elisabeth von Walck, und eine jüngere Schwester, Friederike (1884-1963), seit 1913 mit dem Postinspektor Otto Albig verheiratet. Mit beiden Geschwistern steht Purrmann zeitlebens in gutem Kontakt; große Teile der Briefwechsel sind erhalten.

1886-1893

Purrmanns Schulzeit ist kurz; er besucht die Volksschule in Speyer und anschließend dort ein Jahr die Realschule. „In Wissen und Schulbildung hätte mich jedes Dienstmädchen übertreffen können, denn ich kam nur mühsam und nur als ‚schwacher‘ (…) Schüler durch einen Teil der Volks- und ein einziges Jahr der Realschule.“ (Purrmann 1951, in: Göpel 1961, S. 11)

1893-1895

Im väterlichen Geschäft lernt er zunächst den Beruf des Stubenmalers, geht aber nebenher eigenen künstlerischen Interessen nach, wie die kleinen Stadtansichten oder ein größeres Landschaftsbild aus der Umgebung von Speyer zeigen.

1895-1897

Dekorationsmaler in der Werkstatt des Vaters in Speyer

1897

Am 24. Oktober meldet sich Purrmann polizeilich in München. Zum Wintersemester nimmt er das Studium an der Akademie der bildenden Künste in München auf. Zunächst studiert Purrmann in der Zeichenklasse Gabriel von Hackls, anschließend bis 1905 in der Malklasse Franz von Stucks. Seine Kommilitonen sind u. a. Paul Klee, Wassily Kandinsky, Albert Weisgerber, Eugen von Kahler und Willi Geiger.

1899

Wegen des schlechten Gesundheitszustands des Vaters kann er in diesem Jahr nicht nach München gehen.

1900

Als am 5. Juli Vater Georg stirbt, übernimmt Bruder Heinrich das väterliche Geschäft und gibt damit Purrmann die Möglichkeit, ein freier Künstler zu werden.

1902-1903

Purrmann bekommt für diese beiden Jahre das Henry-Hilgard-Stipendium zur Förderung der bildenden Künstler in der Pfalz zugesprochen (Jöckle 2001, S. 268).

1903-1904

Purrmann ist zweimal während der Sommermonate zu Gast bei dem Akademiekollegen Eugen von Kahler (1882-1911) auf dessen Familiensitz in Svinar bei Prag. Es entstehen einige Park- und Gartenbilder, ein Foto zeigt beide Künstler 1903 vor einem Bild Purrmanns.

1903-1905

In diesen Jahren kann Purrmann dank der Fürsprache Franz von Stucks an den Frühjahr-Ausstellungen der Münchener Sezession teilnehmen, wofür er von Wilhelm Wittmann und Hans Rosenhagen wohlmeinende Rezensionen bekommt. Nach Angaben Karl Schefflers wurde Purrmann von dem in München lehrenden Kunsthistoriker Karl Voll entdeckt. Auch dessen Schüler Friedrich Rintelen und Heinz Braune machen bald Bekanntschaft mit Purrmann. Zusammen mit diesen sowie den Malschülern Albert Weisgerber, Eugen von Kahler und Gino de Finetti u. a. ist er Stammgast im Café Stefanie, einem berühmten Treffpunkt der Münchner Künstlerboheme.

1904-1905

Im November 1904 übersiedelt Purrmann nach Berlin, wo er sich bis zum Frühjahr 1905 aufhält. Er kommt zunächst bei dem Münchner Kommilitonen Gino de Finetti unter und verkehrt auch regelmäßig mit Friedrich Rintelen. An der Lewin-Funcke-Schule nimmt er Zeichenunterricht bei Lovis Corinth, er studiert in Museen die Alten Meister und begeistert sich für die Malerei des französischen und deutschen Impressionismus.

Paris 1905-1914

1905

Eine der Attraktionen des Jahres 1905 ist die Manet-Ausstellung im Pariser Herbstsalon. Purrmann besucht den Herbstsalon und lernt Werke der „fauves“ kennen, vor allem von Matisse und Derain. Er siedelt im November nach Paris über, wo er sich zunächst ohne Sprachkenntnisse im Kreis der deutschsprachigen Maler des Café du Dôme aufhält. Er wird von Rudolf Levy, Walter Bondy und Albert Weisgerber willkommen geheißen. Neben Künstlern verkehren dort auch Sammler wie Karl Ernst Osthaus, der Kritiker Julius Meier-Graefe und auch der spätere Kunsthändler Alfred Flechtheim.

1906

Im Frühjahr kann Purrmann in einer Reihe weiterer Ausstellungen Werke von Matisse studieren. Ende des Jahres kommt er in Berührung mit der Familie Stein, den frühen Mäzenen von Matisse. Er besucht seitdem deren gesellschaftlichen Jour fixe am Samstagabend, wo auch Picasso verkehrt. Purrmann beginnt Bilder von Matisse und anderen französischen Malern zu erwerben. Er hat sein Atelier in 17, Rue Campagne Première, direkt unter dem Atelier seiner späteren Frau Mathilde Vollmoeller (1876-1943), die es zeitweise Rilke überlassen hat.

1907

Die große Cézanne-Gedächtnisausstellung im Herbstsalon wird für Purrmann, wie für viele andere Künstler auch, zu einem prägenden Erlebnis. Im Juni besucht Purrmann zusammen mit Othon Friesz L’ Estaque, um nach Motiven Cézannes zu suchen. Sie entdecken in einer Höhle Malspuren des verehrten Meisters. Anlässlich der Ausstellung treffen weitere deutsche Künstler in Paris ein, wie Oskar und Margarete Moll, die später zu den Sammlern Purrmanns gehören.

1908

Im Juni führt Purrmanns erste Reise mit Matisse über Speyer, München, Nürnberg nach Heidelberg. Auf Anregung von Sarah Stein und Hans Purrmann wird in Paris die Académie Matisse im Couvent des Oiseaux eröffnet, später im Pariser Vorort Issy-les-Molineaux. Purrmann ist als „massier“ (Obmann) für die Ordnung im Atelier sowie die Betreuung der Modelle verantwortlich. Unter den Schülern sind Oskar Moll, Rudolf Levy, Friedrich Ahlers-Hestermann, Franz Nölken und auch Mathilde Vollmoeller, eine talentierte junge Malerin, die im Herbstsalon ausstellt. Sie ist die Schwester des Schriftstellers Karl Vollmoeller. Matisse erinnert sich 1951 an seine Lehrtätigkeit: „Ich pflegte von Zeit zu Zeit abends dort vorbeizugehen, um zu sehen, was sie machten. Sehr bald wurde mir klar, dass ich mich meiner eigenen Arbeit widmen musste und dass ich im Begriff war, zuviel von meiner Energie zu verschwenden. Nach jeder Kritik sah ich mich Lämmern gegenüber, und ich musste sie dauernd wieder auf die Beine stellen, jede Woche, um Löwen aus ihnen zu machen. So fragte ich mich, ob ich nun eigentlich ein Maler oder ein Lehrer sei; ich kam zum Schluß, ich sei ein Maler, und gab die Schule rasch auf. Purrmann (Mitglied und Professor an der Akademie in Berlin), Grünwald (Professor in Stockholm) und der Skandinavier Sörenson waren meine Schüler“ (Matisse 1951, S. 234 f.) Purrmann war beauftragt, in der Galerie Cassirers eine Matisse-Ausstellung einzurichten. Daher erfolgte die zweite Reise mit Matisse von Dezember 1908 bis Januar 1909 nach München, Weimar, Hagen und Berlin, wo sie allerdings auf Unverständnis stiessen und enttäuscht abreisen (vgl. Weidemann 2006, S. 7).

1909

Sommeraufenthalt in Cassis in Südfrankreich am Mittelmeer. Angeregt von Matisse, versucht sich Purrmann auch in wenigen plastischen Arbeiten, er fertigt vier Gipse von stehenden Akten an, die erst nach seinem Tod in Bronze gegossen werden.

1910

Purrmann sieht im Januar die Cézanne-Ausstellung bei Bernheim-Jeune in Paris. Gemeinsam mit Eugen von Kahler und Curt Glaser fährt er im Juni nach England, besucht diverse Galerien, zeichnet nach Gemälden von Turner und auch nach Skulpturen im British Museum. Vermutlich kommt Purrmann auf dieser Tour auch nach Holland und kann in Amsterdam Werke von Rembrandt und Frans Hals studieren (vgl. Göpel 1961, S. 308). Im Sommer Aufenthalt in Collioure. Im Oktober findet die dritte Reise mit Matisse und Marquet nach München statt; Ziel ist die Ausstellung islamischer Kunst. Hier ergibt sich ein Treffen mit Hugo von Tschudi und eine angeregte Diskussion über van Gogh.

1911

Malaufenthalte in Collioure und Ajaccio auf Korsika. Mitte Oktober treffen sich Purrmann und Mathilde in München, um die Heirat für das kommende Jahr zu beschließen. Mathilde pflegt ihren Vater Robert Vollmoeller in Stuttgart bis zu dessen Tod Ende Oktober. In Berlin zeigt Purrmann Werke aus Paris in einer Gruppenausstellung bei Paul Cassirer.

1912

Am 13. Januar heiraten Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller in Stuttgart. Von der Hochzeitsreise nach Ajaccio auf Korsika schreibt Mathilde am 4. Februar 1912 an Rainer Maria Rilke Folgendes: „Große Kautschukbäume, blühende Mimosen, Geranien und Rosen, und eine verlassene aufgegebene Stadt, fast ohne Gäste und verwilderte Gärten um geschlossene Häuser. Wir wollen ein Unterkommen für Monate suchen und bescheiden um Zutritt und nähere Bekanntschaft mit diesen herrlichen Bäumen, Felsen, Meer und Mauern bitten. Bis uns die Hitze vielleicht vertreibt, wer weiß, vielleicht kennen Sie Corsika? Uns ist es eine Steigerung nach Südfrankreich und ladet uns von allen Seiten zur Arbeit ein.“ (Rilke-Vollmoeller 2001, S. 94) Aber Mathilde erkrankt an Malaria, so dass sie allein vorzeitig nach Deutschland zurückkehrt, um sich zu kurieren. Im September wird Tochter Christine (1912-1993) geboren, die in den 50er Jahren eine berühmte Pianistin werden sollte. Wegen der Geburt der Tochter hält sich auch Purrmann in Beilstein bei Heilbronn auf, wo einige Bilder entstehen. Beilstein ist der Familiensitz der Familie Vollmoeller, den Robert Vollmoeller erwarb und den Elisabeth Wittenstein, die Schwester Mathildes, bewohnt und bewirtschaftet.

1913

Purrmann findet eine neue Wohnung in Paris und schickt Mathilde Briefe mit Grundrissen einer Bleibe an der Rue d’ Arras. Aus Bewunderung für Renoir erwirbt Purrmann ein Bild und lernt den Sammler Götz kennen, der sich mit Seurat befasst.

1914

Der Sohn Robert (1914-1992) wird am 30. Januar in Paris geboren.

Beilstein 1914-1915

1914

Purrmann wird im Juli in Beilstein vom Kriegsausbruch überrascht. In Paris verliert er sein Atelier, Wohnung und viele Kunstwerke (darunter Werke von Renoir, Cézanne, Seurat, Picasso, Rousseau und Matisse). In dieser Zeit ist er öfter in Stuttgart, wo er Beziehungen zum Maler Bernhard Pankok und dem Kunsthändler Zinser unterhält. Mathilde zieht sich von der Malerei zurück und sorgt für die Kinder. Ende Dezember lässt sich Purrmann mustern, wird aber wegen seiner Behinderung vom Kriegsdienst freigestellt. Purrmann leidet seit Geburt an dem so genannten Thompson’schen Syndrom, einer sehr seltenen Nervenerkrankung, die seine Bewegungs- und Reaktionsfähigkeit einschränkt. Oft ist es deswegen zu Stürzen und kleineren Verletzungen gekommen. Purrmann beginnt, sich in größerem Umfang bis in die 20er Jahre mit der Druckgraphik, vor allem mit der Kaltnadel-Radierung zu beschäftigen. Es entstehen Landschaften, Akte und Bildnisse, die sich in einigen Fällen an den gleichzeitigen Gemälden und Werken von Matisse orientieren. Purrmann wird in Wilhelm Hausensteins Buch 'Die bildende Kunst der Gegenwart' (München 1914) charakterisierend erwähnt.

1915

Purrmann hält sich weiterhin in Beilstein auf. Im Mai fällt Weisgerber bei Ypern, dessen Tod tiefe Trauer bei Purrmann auslöst; er macht sich große Sorgen, versucht aber objektiv zu bleiben: „Wir Deutsche sind auch nicht ohne Schuld (...)“ (Roland 1996, S. 212). In Stuttgart entdeckt und erwirbt er das Gemälde 'Toilette der Venus' von Jan Liss, einem deutschen Barockmaler. Im Sommer hält sich Purrmann in München auf und kopiert in der Alten Pinakothek den 'Bethlehemitischen Kindermord' von Peter Paul Rubens. Er trifft sich mit dem Kunsthistoriker Heinz Braune (1880-1957), fertigt eine Radierung von ihm an und porträtiert auch dessen Frau. Braune war später nicht nur Museumsdirektor in Breslau und Stuttgart, sondern schon früh einer der wichtigsten Purrmann-Sammler. Purrmann nimmt in Berlin seit 1915 fast regelmäßig an Ausstellungen der Freien Sezession teil, gelegentlich auch an denjenigen der Berliner Sezession; er sucht seit September dort Wohnung und Atelier.

Berlin | Langenargen | Italien 1916-1935

1916

Purrmann übersiedelt Ende Januar nach Berlin, wo er in Berlin-Grunewald, Franzensbaderstr. 3 bis 1923 wohnt (vgl. Dresslers Kunsthandbuch 1921, S. 462). Sein Atelier hatte er Berlin-Schmargendorf, Marienbaderstr. 1. Wie er seinem Bruder schreibt, ist er außerordentlich erfolgreich, sogar Museen bestellen bei ihm Bilder. Er wird zum Stammgast im Romanischen Café, wo auch die befreundeten Maler Rudolf Levy, Rudolf Grossmann, Konrad von Kardorff sowie Max Slevogt verkehren, ebenso wie der Kunsthistoriker und Redakteur der wichtigen Zeitschrift Kunst und Künstler Karl Scheffler. Mit ihm führt Purrmann seit Anfang der 20er Jahre eine rege Korrespondenz (24 Briefe Purrmanns befinden sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin). Er lernt den Schriftsteller Johannes Guthmann kennen, der viele Bilder Purrmanns erwirbt. Purrmann trifft Heinz Braune in Glonn (im Südosten von München) wieder und porträtiert dessen Frau Mary zum zweiten Mal. Nach längerer Behandlung in Heidelberg stirbt Purrmanns Mutter Elisabeth im April in Speyer. Im September 1916 wird Tochter Regina geboren (1916-1997). Purrmann hält sich auch in Nenndorf bei Hannover auf.

1917

Max Raphael veröffentlicht einen Kunstbrief an Purrmann, in welchem er zwei seiner Atelierinterieurs bespricht, die er in einer Ausstellung in Zürich gesehen hat.

1918

Noch vor Ende des Ersten Weltkrieges, von Juni bis Juli 1918, findet in den Räumen der Kunsthandlung Paul Cassirer in Berlin die erste große Einzelausstellung Purrmanns statt, zu der ein bebilderter Katalog erscheint. Anlässlich dieser Schau schreibt Curt Glaser in 'Kunst und Künstler' den ersten großen Aufsatz über Purrmann. Gemeinsam mit Glaser besucht Purrmann Erna Schilling, die Lebensgefährtin Ernst Ludwig Kirchners, und lernt dessen Atelier in Berlin kennen.

1919

Im März wird Purrmann auf Vorschlag von Liebermann und Slevogt Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin sowie Mitglied der Ankaufskommission der Nationalgalerie, wie im Weltspiegel am 6. April 1919 mit einem Foto bekannt gegeben wird. Ihm wird von der Berliner Akademie eine Professur angeboten, die er aber ablehnt; der Professorentitel wird ihm wohl um diese Zeit von einer bayerischen Institution verliehen (Hinweis Dr. Adolf Leisen, Speyer). Am 21. Oktober wird der Kaufvertrag über das direkt am Bodensee gelegene Fischerhaus in Langenargen abgeschlossen, in dem Purrmann bis 1935 regelmäßig wohnt und arbeitet. Zuvor hatte Purrmann auch einen Sommersitz in der Pfalz und in der Nähe von Würzburg in Erwägung gezogen. Das Haus wird nach dem Tod von Mathilde 1943 wieder verkauft.

1920

Das Atelier in Langenargen ist fertig eingerichtet. Zusammen mit Heinz Braune und Paul Cassirer nimmt er im Juni an einer Reise nach Rom teil. Von August bis September reist Mathilde „geschäftlich“ nach Paris (Reisepass Mathilde, Hans Purrman Archiv). Um diese Zeit findet im Hotel Drôuot in Paris eine Versteigerung des in Paris zurückgelassenen Besitzes Purrmanns statt (Wohnung und Atelier mit Möbeln und Kunstwerken). Mathilde ist vermutlich bei diesen Auktionen anwesend, wobei es zu einem Zwischenfall kommt und sie kurzzeitig in Gewahrsam genommen wird.

1921

Offensichtlich hat Purrmann nicht seinen ganzen Kunstbesitz in Paris zurückgelassen oder kann sogar Kunstbesitz zurück erwerben. Paul Cassirer bedankt sich Ende 1921 schriftlich bei Purrmann für die Leihgaben zu seiner Cézanne-Ausstellung. Purrmann wird ausführlich in Schefflers Buch 'Talente' (Berlin 1921) besprochen, der Scheffler in 'Kunst und Künstler' eine Darstellung unter dem Titel 'Hans Purrmann und der moderne Kolorismus' hinzufügt.

1922

In den Sommermonaten reist Purrmann mit seiner Familie an den Golf von Neapel, nach Sorrent. Rudolf Grossmann begleitet sie und fertigt dabei eine Reihe von Zeichnungen an, die 1925 als Illustrationen in Annette Kolbs Erzählung 'Veder Napoli e partire' eingehen. Der Künstler findet Erwähnung in Glasers Standardwerk 'Die Graphik der Neuzeit' (Berlin 1922). Purrmann setzt seine schriftstellerische Tätigkeit fort und publiziert drei Aufsätze: 'Aus der Werkstatt Henri Matisses', 'Formlose Notizen über Graphik' und zum Tod von Reinhard Lepsius; auch schreibt er ein Vorwort für den Katalog seines Freundes Rudolf Levy und antwortet im Kunstblatt auf die Frage: Ein neuer Naturalismus?

1923

Bis 1927 hatte Purrmann seinen Hauptwohnsitz in Rom, die Kinder gingen dort zur Schule. Im Inflationsjahr hält er sich während des Frühjahrs in Rom und Sorrent auf. Bilder von der Mittelmeerküste entstehen, die so genannte Villa Gorki dient als Bildmotiv. Er malt erste Gemälde vom Forum Romanum; auch beginnt er gemeinsam mit Hermann Ebers, Bilder in der Galleria Borghese zu kopieren, darunter ein Werk Tizians.

1924

In diesem Jahr geht die Fahrt im Juni/Juli nach Sorrent mit Abstechern nach Neapel. Wie Scheffler 1930 in seinen 'Künstleranekdoten' mitteilt, sei Purrmann in diesem Jahr erstmals auf Ischia gewesen, gemeinsam mit den Kollegen Kardorff und Spiegel. Auf Ischia befasst sich Purrmann auch mit Druckgraphik (vgl. Heilmann 89-90) und trifft im September vermutlich Matisse.

1925

In Basel findet in der Galerie Pro Arte eine Einzelausstellung Purrmanns statt. Die Eröffnungsrede hält der befreundete Kunsthistoriker Friedrich Rintelen (1881-1926), Professor für Kunstgeschichte in Basel, den der Maler in seiner Münchner Zeit porträtiert hat.

1926

Im Frühjahr hält sich Purrmann in München und Venedig auf. Im Juli und September wieder in Langenargen, malt er das Kircheninnere von St. Martin. Im Oktober fährt er nach Paris, wo er die Sammler Leopold und Sarah Stein und die Frau von Matisse trifft.

1927

Im Frühjahr ist Purrmann wieder in Rom. Am 16. Juni schreibt Purrmann aus Langenargen an seinen Kollegen Wohlgemuth: „ (...) gestern kam ich aus Rom zurück. Ich habe die letzten fünf Jahre im Winter in Italien gelebt und nur im Sommer hier am Bodensee. In Berlin habe ich noch Atelier und Wohnung (aber vermietet) und war in der ganzen Zeit überhaupt nicht dort! Doch diesen Winter werde ich wieder in Berlin wohnen; die Sache mit Italien wird mir jetzt zu teuer und dann muss ich mich ja auch wieder einmal in Berlin sehen lassen.“ In Kaiserslautern findet eine weitere große Einzelausstellung statt. Für den Katalog schreibt Purrmann eine erste autobiographische Notiz: 'Aus meinem Leben'.

1928

Die Serie der Einzelausstellungen setzt sich fort. In Nürnberg bekommt Purrmann im Rahmen der 'Ausstellung Pfälzer Kunst von Churfürst Carl Theodor bis zur Gegenwart' eine Sonderschau mit 21 Werken zugestanden. Er wohnt jetzt in Berlin am Lützowufer 13 über der Galerie Alfred Flechtheim. Purrmann schreibt 'Van Gogh und wir. Die gefälschte Kunst. Expertisen – Restaurierungen – Fälschungen' und auch 'Über deutsche Malerei und ihre internationale Bewertung'.

1929

In einem Zeitungsartikel über Curt Glaser ist Purrmann in dessen Kreis neben Karl Scheffler abgebildet. Eines seiner Stillleben hängt dort neben Bildern von Munch. Mit 28 Aquarellen nimmt Purrmann am Wettbewerb zur Ausgestaltung der Hl. Rochus-Kapelle in Hohenecken bei Kaiserslautern teil, der zentralen Gedenkstätte der Gefallenen im Ersten Weltkrieg in der Pfalz. Sein Beitrag wird aber abgelehnt. Den Aufenthalt in Hendaye bei Bayonne muss er wegen einer schweren Typhuserkrankung abbrechen, an der Purrmann und seine Frau Jahre später noch laborieren. Dem sechzigjährigen Max Slevogt dediziert Purrmann in 'Kunst und Künstler' einen Glückwunschbeitrag. Er schreibt auch eine Besprechung zur Ausstellung von Werken André Derains bei Flechtheim in Berlin, und bespricht kritisch einen Vortrag Schefflers in der Zeitschrift Kunstauktion.

1930

Im April wird Purrmann zu seinem 50. Geburtstag in der Presse geehrt und erhält den Ehrenpreis des Reichsministeriums des Inneren verliehen. Curt Glaser schreibt am 15. April aus diesem Anlass: „Wäre Purrmanns Kunst besser verstanden worden, so hätte der deutschen Malerei mancher Irrweg erspart bleiben können. Dem Fünfzigjährigen, der in der Fülle seiner künstlerischen Kraft steht, möchte man endlich die Wirkung in die Weite wünschen, die seinem Werke gebührt (...).“ Während seines Sommeraufenthalts in Sanary-sur-Mer – gemeinsam mit dem in Weßling bei München lebenden Kollegen Heinrich Brüne – ist Purrmann enorm produktiv. Er macht auch diverse Bekanntschaften, u. a. mit Werner Gilles. Purrmann verfasst für die Galerie Flechtheim ein Geleitwort zur Matisse-Ausstellung in Berlin. Seine Betrachtungen 'Malereien der Kinder' erscheinen.

1931

Purrmann reist nach Paris, trifft sich mit Matisse, besucht Ausstellungen, u. a. von Picasso. Er hält sich auch in Venedig auf, wo er ausschließlich aquarelliert. Im Mai erreicht ihn der Auftrag, die Stirnseite des Tagungssaales im Speyerer Rathaus zu gestalten. Nach einer längeren Bildfindungsphase, die sich in einer Reihe von Aquarellen gut überblicken lässt, legt er sich auf das Thema 'Allegorie der Kunst und Wissenschaft' in Form eines Triptychons fest. Karl Scheffler berichtet 1931 anlässlich der Ausstellung in der Akademie ausführlich in 'Kunst und Künstler' von Purrmanns Arbeit in Sanary-sur-Mer.

1932

Purrmann führt das Triptychon zunächst als Karton in Originalgröße (Landesmuseum Mainz) aus. Um die Wirkung vor Ort zu prüfen, hängt er die Kartons probeweise auf und macht Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln. Die gegen die Jahresmitte vollendeten Leinwände werden zuerst im Juli in der Berliner Akademie der Künste einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Kurz nach deren endgültigen Anbringung im Ratssaal im Dezember beginnt in Speyer eine diffamierende Debatte darüber, ob man die Bilder wieder abhängen solle. Purrmann bespricht in 'Kunst und Künstler' Slevogts Fresken in Ludwigshafen und gratuliert dem Verleger Bruno Cassirer mit einem Festschriftbeitrag zum 60. Geburtstag.

1933

Im Mai hält sich Purrmann drei Wochen zur Kur in Karlsbad auf. Er schreibt von dort am 18. Mai 1933 an Brüne: „Ich verbrachte jetzt eine lange Zeit in Berlin bin umgezogen nach der Genthiner Straße 13 Berlin W 35, ich habe mir damit das Wohnen sehr verbilligt und komme dadurch leichter wieder auf Reisen! Ich habe viel gearbeitet, viel ausgestellt und immer, immer wieder die Bilder unverkauft zurückerhalten, schon seit 2 Jahren habe ich nichts als ein paar Aquarelle verkaufen können, man kann fast mutlos werden, wenn einem sein Beruf nur Kosten macht und überhaupt nichts einbringt.“ Purrmann gehört zu den Künstlern, gegen die eine nationalsozialistisch indoktrinierte Agitation geführt wird, was ihm sehr zu schaffen macht: „Aus Speyer habe ich den größten Ärger man wollte meine Malereien (... [unleserlich]) und jetzt sind die zu genagelt und mit Hakenkreuzfahnen behängt, wenigstens für den Augenblick geschützt, kaum zwei oder drei Leute setzen sich dafür ein und der Kampfbund so wie die Notgemeinschaft Pfälzer Künstler haben Rundschreiben herumgehen lassen, daß man mit der vergangenen Zeit aufräumen und die reaktionären liberalen Malereien doch beseitigen müsse und dieses Schreiben das mit 49 auf 50 Antworten zustimmend beantwortet wurde ist von dem Hurenschwein dem Maler Fay unterzeichnet worden, der auch in den Kreisratssaal so ein Bild malte, was aber noch trauriger ist, dass der Maler Haueisen da mit tut. Jetzt ist in Berlin eine große Pfalzausstellung da bin ich nicht einmal eingeladen!“ (an Brüne, 22. 12. 1933) In der Basler Kunsthalle findet eine Ausstellung des Schweizer Malers Pellegrini statt, an der Purrmann partizipieren kann. Auf dem Katalogumschlag wird er nicht erwähnt. Purrmanns letzte Publikation für längere Zeit ist der Südseekunst gewidmet. Er gewährt dem von den Nazis gesuchten Th.Th.Heine Unterschlupf und ermöglicht ihm auch die Ausreise in die Tschechoslowakei. Wie aus der Beschriftung von Photorückseiten nach Aquarellen bzw. dem Erwerbungsdatum der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart hervorgeht, reist Purrmann nicht erst 1939, sondern bereits 1933 nach Trient.

1934

Den Anfang des Jahres verbringt Purrmann in Florenz, im Februar reist er nach Breslau und auch nach Schreiberhau (Schlesien), wo Johannes Guthmann lebt. Im September folgt eine Reise mit den Malerkollegen Hugo Troendle und Rudolf Hoerschelmann aus München zur Corot-Ausstellung nach Zürich. Im November geht eine letzte Reise vor dem Krieg nach Paris, wo Purrmann Matisse wieder trifft. In den Jahren 1933/34 gibt Purrmann etliche Bilder zu Dr. Lucas Lichtenhan, dem Leiter der Basler Kunsthalle, in Kommission und hofft so auf Einnahmen aus dem Verkauf seiner Werke.

1935

Am 11. Februar findet die Beisetzung Max Liebermanns statt, Purrmann ist unter den anwesenden Trauergästen. Aus der Ausstellung 'Berliner Kunst in München' in der Neuen Pinakothek in München wird ein Bild von Purrmann entfernt.

Florenz 1935-1943

1935

Im Oktober zieht Purrmann nach Italien und übernimmt die Verwaltung der Deutschen Künstlerstiftung Villa Romana in Florenz. Die Wahl fällt überraschend auf seine Person, obwohl es unter den 13 Kandidaten mehrere Nazis gibt; zudem hat das Propagandaministerium mit dem Archäologen Freiherr von Bissing einen eigenen Kandidaten vorgeschlagen. Vorsitzender der Stiftung Villa Romana ist Hans-Alfons Simon, Direktor der Berliner Bank. Die Stiftung Villa Romana wurde 1904 u. a. von Max Klinger initiiert und sollte jungen deutschen Künstler einen einjährigen Aufenthalt in Florenz ermöglichen. An der Neugründung der Stiftung Villa Romana 1958 ist Purrmann maßgeblich beteiligt. Er unterhält vielfältige Kontakte nicht nur zu den Stipendiaten, sondern auch zu Mitgliedern anderer deutscher Einrichtungen, etwa zu Dr. Hugo Max, dem Direktor der deutschen Schule, der schließlich eine große Kollektion von Purrmann-Gemälden besaß. Kontakte gibt es auch zum Kunsthistorischen Institut. Den tragischen Tod des Direktors Professor Kriegbaum erlebt Purrmann während einer Bombardierung mit. Die Kunsthistoriker Herbert Siebenhüner und Theodor Hetzer sind wichtige Bezugspersonen. Mit Siebenhüner pflegt Purrmann koloritgeschichtliche Interessen; über den Einfluss Hetzers und seiner Schriften auf den Künstler berichtet Purrmann der Witwe Hetzers: „Ich kenne keinen Kunsthistoriker, der so unabhängig dachte und so voller eigener Gedanken war wie Ihr Mann und immer wieder greife ich zu seinen Büchern, die mich wirklich vor den Künstler führen. Ganz besonders hat mir auch gefallen, was er über die Fläche in der Malerei dachte und aussprach. Noch nie habe ich so Vorzügliches über die Komposition gesagt gefunden wie in seinem Buch von Dürers Bildhoheit, das ich immer wieder zur Hand nehme.“ (Göpel 1961, S. 265)

1936

Anfang des Jahres Unterhandlungen wegen Um- und Anbauten an der Villa Romana: Purrmann baut aus der verfallenen Orangerie „Limonaia“ zwei Gartenateliers, die im Krieg schwer beschädigt werden. Wie Purrmann in Januar an Brüne schreibt, beabsichtigt er eine Ausstellung in der Galerie Nierendorf in Berlin zu machen. Die Sommermonate verbringt er an der ligurischen Küste in Monterosso und Lerici, dabei entstehen eine größere Zahl von Aquarellen.

1937

Zu Weihnachten 1936/37 ist Purrmann in Stuttgart; die Absicht nach München zu reisen, wird wegen Krankheit aufgegeben. Im Sommer folgt ein Studienaufenthalt in Castiglioncello, wo hauptsächlich aquarelliert wird. Purrmann gilt als „entarteter Künstler“; 36 Gemälde und eine größere Anzahl graphischer Blätter werden aus öffentlichen Museen in Bremen, München, Kaiserslautern, Karlsruhe, Köln, Stettin, Breslau u. a. entfernt, die größtenteils bis heute verschollen sind. In der Wanderausstellung 'Entartete Kunst' sind zwei Bilder Purrmanns zu sehen. Das Ausstellen seiner Bilder wird verboten. Dieser Sachverhalt erschwert seine Position in Florenz. Dem Künstler wird zu Unrecht vorgehalten, er sei nach 1919 Mitglied der revolutionären Künstlervereinigung „Novembergruppe“ gewesen. Purrmann wird sehr zu seiner Verwunderung in Bruno Krolls Buch 'Deutsche Künstler der Gegenwart' erwähnt.

1938

Am 9. Mai treffen sich Hitler und Mussolini in Florenz. Purrmann wird für einige Tage in Schutzhaft genommen und kommt ins Gefängnis „Murate“. Um diese Zeit erhält Purrmann Besuch von Theodor Heuss, dem späteren Bundespräsidenten, den er noch aus Pariser Tagen kennt. In Siena trifft Purrmann auf den Maler Leo von König und dessen Familie, beide Künstler kommen sich näher und malen gemeinsam in der Umgebung von Siena. In demselben Jahr malt Purrmann in Lerici (bei Genua) und in Südtirol, im Grödner Tal.

1939

Im Frühjahr spricht der Stiftungsvorstand der Villa Romana einstimmig Purrmanns Entlassung aus. Nachdem dieser belegen kann, nicht an der „Novembergruppe“ teilgenommen zu haben, wird die Entlassung zurückgezogen, die Ende des Jahres nochmals auf der Tagesordnung steht. Im Falle der Kündigung Purrmanns bietet auch der Vorsitzende Simon seinen Rücktritt an. Im Sommer erfolgt eine Reise nach Trient, wo nur wenige Ölbilder, aber eine größere Anzahl von Aquarellen entstehen. Nach Kriegsbeginn wird der Purrmann-Kreis in der Villa Romana zu einem Treffpunkt von Exilanten, dazu gehören Kasimir Edschmid, Curt Glaser, Werner Haftmann, Monica Mann und Leopold Stein.

1940/41

Purrmann hält sich im Februar 1940 in München auf. Anlässlich des 60. Geburtstags erscheinen in der deutschen Presse Würdigungen (von Herbert Siebenhüner und Edmund Hausen). Der Vorstand der Villa Romana ehrt Purrmann mit einer Urkunde. Außerdem veranstaltet die Kunsthalle in Bern im August und September eine Gemeinschafts- und Verkaufsausstellung mit Fred Stauffer und Erich Wendelstein. 58 Gemälde, zum Teil aus Basler Privatbesitz, können zusammengetragen werden. Während der Sommermonate hält sich Purrmann in dem Badeort Fano an der Adria auf. An Brüne schreibt er: „(...) es ist nicht besonders interessant hier, aber der einzige Teil am Meer, der nicht allzusehr Kriegsgebiet ist und wo man (was ich auch bekam) die Erlaubnis zum malen haben konnte! Lange werde ich nicht bleiben und wieder nach Florenz zurück reisen (...)“ Purrmann lässt sich von den italienischen Behörden eine Identitätskarte ausstellen, in welcher als Nationalität „Italiana“ angegeben wird.

1942

Purrmann nimmt u. a. an der Ausstellung in Saarbrücken 'Kunstschaffen der Westmark' (Rezension in der Frankfurter Zeitung, Juli 1942) teil. Hier kommt Dr. Franz Fleischmann als Leiter des Grünstädter Kunstvereins und Ausstellungskurator eine wichtige Rolle zu. Purrmans Bruder Heinrich übernimmt vor Ort die Beschickung der Ausstellungen.

1943

Eine der wenigen Ausstellungen Purrmanns findet März/April in der Galerie 'Il Fiore' in Florenz statt. Die Eröffnungsrede hält Piero Santi. Purrmann wird von Arturo Rosai porträtiert. Im Mai ziehen sich wegen der Kriegsgefahr Purrmann, Levy und Kriegbaum nach Saltino-Vallombrosa bei Florenz zurück. Am 16. Juli stirbt Purrmanns Frau Mathilde nach langer Krankheit in München; die Beisetzung findet in Langenargen statt. Sein Bruder Heinrich stirbt in Speyer. Zerstörung der Berliner Wohnung durch einen Bombenangriff der Alliierten. Eine Reise nach Berlin führt den Künstler auch nach Mittel-Schreiberhau, Dresden und Stuttgart. Nach dem Sturz Mussolinis am 25. Juli werden die in Florenz ansässigen Deutschen aufgefordert, Italien zu verlassen. Purrmann schreibt aus der Schweiz am 9. November an Karl Scheffler: „Ich blieb in Florenz, auch dann noch als alle Deutschen mit dem letzten Zug abgefahren waren und ich habe viel erlebt, ohne dass mir persönlich etwas geschehen wäre.“

Montagnola 1943-1966

1943

Anfang Oktober gelingt Purrmann mit Hilfe eines Visums des schweizerischen Konsuls die Flucht in die Schweiz, zuerst zur Familie seiner Frau nach Zürich. Er muss seinen gesamten Besitz, darunter seine Bilder und seine wertvolle Sammlung, in Florenz zurücklassen. Im Oktober erklärt er aus Zürich Frau Hilde Wolf seine Pläne ins Tessin nach Castagnola bei Lugano zu ziehen: „(…) ich möchte, wenn es geht, nach dem Tessin ziehen, das sich am besten für meine Arbeit eignet, denn daran muss ich denken umsomehr als ich schon so lange aus dieser herausgeworfen bin.“ In Castagnola verbringt er den Winter im Hotel Boldt. Eine von seinem Neffen Hans Vollmoeller hinterlegte Kaution ermöglicht das Bleiben in der Schweiz, allerdings mit Einschränkungen (kein Bilderverkauf, keine Ausstellungsbeteiligungen).

1944

Seit Frühjahr ist Purrmann in Montagnola auf der Collina d’Oro oberhalb von Lugano ansässig und wohnt zunächst im Hotel Bellevue, das von Frau Ceccarelli geführt wird und noch heute in Familienbesitz ist. Die Tochter Gabriella porträtiert Purrmann als Kind und später als Jugendliche. Von dort schreibt Purrmann an Brüne am 8. Oktober 1944: „Ich lebe hier auch etwas versteckt und sehr zurückgezogen, meine Verwandten sind in Zürich und ich könnte diese besuchen bei ihnen wohnen, aber eine große Scheu hält mich zurück, ich habe Angst in politische Gespräche gezogen zu werden und die ziemlich allgemeine Deutschfreundlichkeit geht mir sehr auf die Nerven!“

1945

Das Kriegsende im Mai erlebt Purrmann in Montagnola. Um diese Zeit entwickelt sich eine Freundschaft zu der aus St. Gallen stammenden Teppichkünstlerin Maria Geroe-Tobler („Mareili“, 1895-1963), die am Bauhaus in Dessau bei Klee und Kandinsky studierte und auch in freundschaftlichen Beziehungen zu Hermann Hesse steht. Purrmann wird von Marino Marini porträtiert. Freundschaft mit dem in Montagnola ansässigen Schriftsteller Hesse, ebenso mit dem in Agnuzzo lebenden Schweizer Mäzen und Sammler von afrikanischer Kunst Han Coray. Purrmann beteiligt sich im Juli/August mit 10 Gemälden an der Ausstellung 'Ausländische Maler in der Schweiz', die von der Kunsthalle Bern ausgerichtet wird.

1946

Purrmann ist Anfang des Jahres in Basel, Zürich und Konstanz, wo er seinen Sohn mit Schwiegertochter Mechtild, Tochter des Malers Leo von König, wieder trifft. Im November bekommt er Besuch von Fritz Volbach, der vergebens versucht, Purrmann wieder nach Deutschland zu holen. Der Künstler nimmt seine publizistische Tätigkeit wieder auf. In der Zeitschrift Werk erscheint ein weiterer Artikel über Matisse.

1947

Ebenfalls in Werk erscheinen Purrmanns wichtige 'Erinnerungen an meine Studienzeit'.

1948

Um diese Zeit erst erhält Purrmann von den Schweizer Behörden eine Arbeitserlaubnis. Er zieht in die Casa Camuzzi, in der zuvor Herrmann Hesse gewohnt hat. Bis in die frühen fünfziger Jahre malt Purrmann immer wieder die Sicht aus der Casa Camuzzi auf die Gartenterrasse und den Luganer See. Gleichzeitig mietet Purrmann auch ein Atelier etwas unterhalb des Hotels Bellevue: „Zu dem kleinen Häuschen, ganz einsam im Grünen über einem Ziegenstall gelegen, gelangte man über einen schmalen, durch hohe Wiesen sich schlängelnden Fussweg, mit herrlichem Blick hinunter ins Tal auf Agno (...)“ (Heidi Vollmoeller 1982) Purrmann ist direkter Nachbar des Malers Gunter Böhmer, der seit 1933 ebenfalls in der Casa Camuzzi wohnt. Über den regen persönlichen Austausch beider Künstler gibt Böhmers Tagebuch 'Purrmanniana' von 1957 bis 1961 Auskunft. Später wohnt auch der Maler Georg Meistermann dort. Purrmann nimmt wieder Kontakt zu Elisabeth Heintz auf, die er noch aus Florenz kennt. Frau Heintz ist Purrmann in den folgenden Jahren als Sekretärin bei der Bewältigung der umfangreichen Korrespondenz behilflich. Im Oktober kann Purrmann einige Tage in Florenz verbringen.

1949

Die Idee zu einer größeren Ausstellung in der Schweiz wird weitgehend durch die in Zürich lebende Nichte Heidi Vollmoeller (1916-2004) verwirklicht, mit der Purrmann im September nach San Remo und das nahe gelegene Ospedaletti reist, wo er ausgiebig aquarelliert. Die Nichte schreibt 1994 rückblickend: „1949 zeigte das Kunstmuseum Luzern eine wunderschöne Ausstellung der Bilder Henri Matisse (...) Angeregt durch diese Ausstellung, bemühte ich mich heimlich, ohne Wissen meines Onkels, in mehreren Schweizer Museen um eine Möglichkeit, eine Hans Purrmann Ausstellung zu veranstalten. Das Kunstmuseum Luzern zeigte sich interessiert unter der Bedingung, dass die Bilder Purrmanns zusammen mit denjenigen des deutschen Malers Richard Seewald gezeigt würden. Hans Purrmann erklärte sich damit einverstanden.“ Der Maler nimmt April/Mai mit fünf Bildern an der Ausstellung 'Kunst in Deutschland 1930 -1949' im Kunsthaus Zürich teil. Purrmann wird Ehrenmitglied der Hochschule der bildenden Künste in München. Die Schrift 'Die Einheit des Kunstwerks' erscheint in der Zeitschrift Werk.

1950

Purrmann reist erstmals nach dem Krieg wieder nach Deutschland, an den Bodensee. Auch kommt es zu einem Wiedersehen mit Karl Scheffler in Überlingen. Im April wird ihm zu seinem 70. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft der Stadt Speyer zugesprochen, die er erst 1951 entgegennehmen kann. Im Mai liegt er krank in der Klinik St. Anna in Sorengo (Lugano). Von August bis Oktober ist Purrmann in Capo di Sorrento. Im Kunstmuseum Luzern stellt Purrmann insgesamt 64 Bilder, 27 Aquarelle und 26 Zeichnungen aus. Das Vorwort im Katalog stammt aus der Feder von Heinz Braune. Eine noch größere Tournee beginnt mit 79 Gemälden als Einzelausstellung in der Pfalzgalerie Kaiserslautern, die dann über Speyer, Mannheim, Stuttgart, München, Hamburg und Bremen nach Bochum führt. Parallel dazu erscheint die bisher einzige Monographie 'Der Maler Hans Purrmann' von Edmund Hausen, dem ehemaligen Leiter des Kunstgewerbemuseum in Kaiserslautern. Ursprünglich war Karl Scheffler als Autor vorgesehen, der aber aus Altersgründen ablehnt. Besuch der Biennale in Venedig, wo Purrmann Werke des noch lebenden Beckmann sieht, und der Triennale in Mailand. Purrmann nimmt an der Jury des Deutschen Künstlerbundes teil, der jährlich in wechselnden Städten ausstellt. Die damit verbundenen Reisen sowie das Jurieren selbst strengen ihn zunehmend an; bei diesen Anlässen entwickeln sich Freundschaften zu anderen Künstlern, etwa zu Ernst Schumacher. Die Schrift 'Wandel ist der Künste Weg' wird abgefasst, aber erst bei Göpel 1961 publiziert.

1951

Auf Einladung von Matisse reist Purrmann mit Heidi Vollmoeller nach Nizza und Vence, um der Einweihung der von Matisse ausgemalten Kapelle beizuwohnen. Ein Sommeraufenthalt in Sorrent folgt, wo sich Purrmann bereits in den 20er Jahren aufgehalten hatte. Im Spätherbst stattet Bundespräsident Heuss Purrmann in Montagnola einen inoffiziellen Besuch ab. Purrmann wird Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Die Bronzebüste Purrmanns von Emy Roeder entsteht. Purrmann nimmt zum Thema: Kunst ohne Publikum, Stellung (publiziert 1953, 1955) und schildert dabei seine Erfahrungen als diffamierter Künstler in den 30er Jahren.

1952

Wiederum Sommeraufenthalt in Sorrent. Verkaufsausstellung des Aargauischen Kunstvereins im Gewerbemuseum Aarau mit insgesamt 79 Werken. Gemeinsam mit Sohn Robert in Zürich. Purrmann stellt fast regelmäßig bis zu seinem Tod mit Erfolg innerhalb der „Neuen Gruppe“ in der 'Großen Kunstausstellung München' aus. Purrmann nimmt an der Jury des Deutschen Künstlerbundes in Köln teil.

1953

Erstmals wieder zum Malen auf Ischia. In Porto d’Ischia logiert Purrmann während der Sommermonate in demselben Albergo mit Blick auf den Hafen wie schon 1924. Er trifft dort auf befreundete Künstler wie Hans Kuhn, Werner Gilles, Eduard Bargheer und Ernst Schumacher. In Montagnola entsteht eine Reihe von Selbstbildnissen. Hermann Hesse widmet einem dieser Bilder das Gedicht 'Alter Maler in der Werkstatt'. Purrmann sieht die Picasso-Ausstellung im Palazzo Reale in Mailand, die einen ungeheuren Eindruck hinterlässt. Zu einem unbekannten Zeitpunkt hält er sich 14 Tage in Paris auf. Weihnachten verbringt er in Beilstein.

1954

Der Tod von Matisse geht Purrmann sehr nahe. Anfang des Jahres reist Purrmann nach Florenz und nimmt im März an der Jury des Deutschen Künstlerbundes in Frankfurt a. M. teil, von wo aus er auch nach Stuttgart und München reist. November in Zürich, auch in Freiburg, wo er sich ärztlich behandeln lässt.

1955

Teilnahme an der ersten Documenta in Kassel. Purrmann reist mit der Absicht nach Palermo, um auf Sizilien zu malen, fährt dann aber wieder nach Ischia. Gäste sind Barbara und Erhard Göpel. Purrmanns Gesundheit ist weiterhin problematisch, wie er im November an Hesse schreibt: „Aber leider befand und befinde ich mich noch in denkbar schlechtem Gesundheitszustande und dabei in so schlechter Verfassung, dass ich nicht mehr mit den Aufgaben des Lebens fertig werden kann, ständig bedrückt und unfroh bin außerdem geradezu Menschen scheu (…)“ Purrmann weigert sich, den zur Hälfte ihm zugesprochenen „Berliner Kunstpreis 1955 für Malerei“ anzunehmen. Der Spiegel berichtet am 27. April darüber: „Durch die Halbierung des Preises für Malerei (...) müsse in der Öffentlichkeit zwangsläufig der Eindruck einer ‚Minderbewertung seiner Kunst‘ entstehen.“ Purrmann wird das „Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen, außerdem wird er zum „Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste“ ernannt. Purrmann nimmt an der Jury des Deutschen Künstlerbundes in Hannover teil.

1956

In Basel sieht er die Beckmann-Ausstellung, in Zürich eine Ausstellung von Cézanne. Er wird von dem Bildhauer Gerhard Marcks porträtiert. Purrmann nimmt an der Jury des Deutschen Künstlerbundes in Düsseldorf teil, wo er sich vor allem mit den Tachisten auseinandersetzt. Er hält sich längere Zeit in dem Ort Lacco Ameno auf Ischia auf, wo zahlreiche Landschaften entstehen. Purrmann verfasst einen Nachruf auf den Maler Rolf Müller-Landau, der die Pfälzische Sezession gegründet hatte.

1957

Karl Schmidt-Rottluff, der in Acona lebt, besucht Purrmann in Montagnola, was ihn sehr freute. Purrmann macht eine größere Reise durch Deutschland, nimmt an der Jury des Deutschen Künstlerbundes in Berlin teil, besucht Museen in Frankfurt a. M. und Wiesbaden und bekommt in Mainz den Kunstpreis Rheinland-Pfalz (zusammen mit Carl Zuckmayer) verliehen. Anschließend fährt er noch zur Jury der Großen Kunstausstellung in München. Sommeraufenthalt in Porto d’Ischia.

1958

Im Frühjahr reist Purrmann zusammen mit Sohn Robert, Schwiegertochter Mechtild und Heidi Vollmoeller nach Griechenland (Athen, Delphi, Olympia). Die Reise beeindruckt ihn sehr, veranlasst ihn aber nicht zum Malen. Ein letzter Aufenthalt während der Sommermonate auf Ischia schließt sich an. Besuch einer Modigliani-Ausstellung in Mailand und der 29. Biennale in Venedig. Purrmann besuchte auch die Villa Massimo in Rom. In der Pfälzischen Landesgewerbeanstalt Kaiserslautern findet die Ausstellung 'Hans Purrmann. Werke der letzten Jahre' statt. In der großen Retrospektive im Haus der Kunst 'München 1869-1958: Aufbruch zur Modernen Kunst' ist Purrmann mit einigen Bildern vertreten. Seine Denkschrift betreffend die Villa Romana und ihre Weiterführung erscheint.

1959

Purrmann porträtiert Anfang Januar Barbara Göpel, deren anschaulicher Bericht von den Sitzungen wichtige Einblicke in die Schaffensweise Purrmanns ermöglichen (vgl. Göpel 1980). Sie sehen gemeinsam in Lugano einen Film über Picasso, der Purrmann sehr beschäftigt. Nach einer anstrengenden Jury in Wiesbaden hält sich Purrmann bis in die Sommermonate in der Villa Massimo in Rom auf, wo er schwer erkrankt; vermutlich erleidet er einen Schlaganfall. Bis Oktober liegt er im Krankenhaus und ist seitdem auf Gehhilfen und den Rollstuhl angewiesen.

1960

Im Hinblick auf den 80. Geburtstag Purrmanns findet zuerst in der Galerie Vömel in Düsseldorf, dann im Kunstverein Hannover die bisher größte Einzelausstellung mit 168 Gemälden und zahlreicher Graphik statt. Das schon länger geplante Atelier direkt neben der Casa Camuzzi wird fertig gestellt, welches für Purrmann im Rollstuhl leicht zugänglich ist. Er bekommt viel Besuch von Künstlern, Sammlern und Kunsthistorikern, und auch Anfragen nach Bildnissen von seiner Hand steigen. Das kleine Bändchen 'Hans Purrmann: Landschaften und Stilleben' mit einem eigenen retrospektiven Vorwort des Künstler sowie einer Würdigung des befreundeten Schriftstellers Kasimir Edschmid wird herausgegeben. In der Kölner Deutsche Zeitung erscheint unter dem Titel '„Und lasst uns wieder von Cézannen reden“. Bemerkungen zum Schaffen und Einfluß Cézannes', ein Beitrag, den Purrmann 1958/59 auf Anregung von Erhard und Barbara Göpel geschrieben hat.

1961

Purrmann entwirft für den Theaterneubau in Speyer ein großes Mosaik, das aber nicht zur Ausführung kommt. Von August bis Oktober Krankenhausaufenthalt in Mailand. Die von Erhard und Barbara Göpel verfasste, bis heute maßgebliche Darstellung zum Leben Purrmanns erscheint: 'Leben und Meinungen des Malers Hans Purrmann anhand seiner Erzählungen, Schriften und Briefe zusammengestellt'. Eine weitere Publikationen von Erhard Göpel heißt: 'Hans Purrmann. Sommer auf Ischia'. Von 1961 bis 1965 macht der Photograph und Journalist Hans Kinkel eindringliche Porträtaufnahmen des alten Künstlers, die er 1973 unter dem Titel 'Hans Purrmann in Montagnola' veröffentlicht. Purrmann erhält die Stephan-Lochner-Medaille der Stadt Köln und wird vom Italienischen Staat zum „Commendatore nell’Ordine al Merito della Republica Italiana“ ernannt. In dem von Hans-Jürgen Imiela und Wilhelm Weber bearbeiteten Bestandskatalog der Sammlung Kohl-Weigand findet Purrmann seinen Platz neben Slevogt und Weisgerber. Purrmann äußert sich Im Gedenken an Werner Gilles über den verstorbenen Freund und Kollegen; in der Stuttgarter Zeitung schreibt er denkwürdig über 'Das verlorene Menschenbild'.

1962

Die Retrospektive des malerischen Werks wird als Wanderausstellung in München (Haus der Kunst), dann in Baden-Baden und schließlich in Frankfurt a. M. gezeigt. Sie umfasst 128 Gemälde aus allen Schaffensperioden und kam unter Mithilfe des Malerfreundes Ernst Schumacher zustande. Die Eröffnungsrede hält der Kunsthistoriker Gotthard Jedlicka von der Universität Zürich, Ausstellungsorganisation und Katalog oblagen Erhard Göpel. Auf diese Schau hin hat Purrmann eine Reihe von älteren Bildern überarbeitet. In diesem Zusammenhang wird auch ein Filminterview mit Purrmann gedreht. Verleihung des Bayerischen Verdienstordens durch den Bayerischen Ministerpräsidenten, wofür sich Erhard Göpel sehr eingesetzt hatte. Vom Französischen Staat erhält die Auszeichnung „Officier de l’Ordre des Art et des Lettres de la Republique Français“. Sommeraufenthalt in Levanto bei La Spezia an der ligurischen Küste. Die abseits gelegene Villa Le Lagore wird vom Sohn ausfindig gemacht. Hier entfaltet sich noch einmal die Kunst Purrmanns in den Bildern von Parkbänken, Brunnen und der Kapelle der Villa, die der Maler als Atelier nutzt.

1963

In einer umfangreichen Wanderausstellung, die in Kaiserslautern, Hagen, Ludwigshafen a. Rh., Baden-Baden und Freiburg zu sehen ist, wird das graphische Gesamtwerk ausgestellt. Der Katalog beinhaltet ein von Wilhelm Weber zusammengestelltes Werkverzeichnis der Druckgraphik, Vorgänger des heute maßgeblichen, von Angela Heilmann 1981 publizierten Werkverzeichnisses. Der Sommeraufenthalt in Levanto ist wegen des außerordentlich schlechten Wetters für Purrmann unergiebig und deprimierend.

1964

Erneuter Sommeraufenthalt in Levanto. Purrman fühlt sich einsam und wird von großen Selbstzweifeln gequält. Ihm wird das Große Verdienstkreuz mit Stern verliehen.

1965

Letzter Sommeraufenthalt in Levanto. Ausstellung der Bildnisse Purrmanns in der Pfalzgalerie Kaiserslautern, an deren Zusammenstellung auch der Künstler noch mitwirkt (handschriftliche Bilderlisten im Archiv). Wilhelm Weber hält den Eröffnungsvortrag; im Katalog äußert sich Purrmann: 'Über das Porträt-Malen'. In der Zeitung Rheinpfalz vom 13. November widmet er dem Mainzer Ordinarius für Kunstgeschichte Prof. Dr. Gerke zum 65. Geburtstag eine „Glückwunschadresse“. Im Dezember verfasst Purrmann für den Sammler Kohl-Weigand ein Vorwort zu dessen Katalog seiner Purrmann-Bilder, die mit 50 Gemälden die größte private Sammlung darstellt (heute im Saarland Museum, Saarbrücken).

1966

In seinen letzten Lebensmonaten arbeitet Purrmann noch an Bildnissen von Effi Bantzer und Felix H. Man, dem berühmten Fotojournalisten. Von Januar bis März findet die Ausstellung der Sammlung Franz-Josef Kohl-Weigand 'Hans Purrmann. Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen und Druckgraphik' am Kunstgeschichtlichen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz statt. Im Frühjahr wird Purrmann bettlägerig und muss wegen einer Lungenentzündung ins Kantonsspital Basel geflogen werden. Nach einer vorübergehenden Besserung stirbt Purrmann am 17. April. Die letzten Worte sind: „Porta mi i colori!“ (Bring mir die Farben!). Seine letzte Ruhestätte findet er am 22. April in Langenargen neben dem Grab seiner Frau.